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Glück...

Jens Behling • 24. November 2018

... gehört im Leben auch dazu!

Von der selbst umgebauten R80 GS Basic zur HPN Rallyesport.
Nach meinem Einstieg in den Sport in Bechthal stand das 2-Tage Enduro jedes Jahr fest in meinem Terminkalender. Dazu kamen ADAC-Enduro-Cup Läufe in Gerstetten, Amtzell, Frickenhausen und Reutlingen, ein SÜMA-Cup Lauf in Emmingen und die Teilnahmen am 24h Endurance Day in 2004, 2005 und 2006. Meine gute Beulenpest-Kuh - den Spitznahmen bekam sie aufgrund des aufgeblähten Lacks am Tank - trug mich erfolgreich in das Finale der BMW GS-Challenge 2008, durch zahlreiche Urlaubsländer und mehrere Enduro-Trainings, die ich mit Eric gemeinsam veranstaltete.
Und dabei besiegelte sich auch ihr Schicksal, zumindest bis heute. In einer etwas zu tiefen Schlammpfütze hatte sie Schlamm gezogen. Wodurch auch immer, denn der Luftfilter und die Vergaser waren sauber. Nach der Bergung ging vor Ort nur eines: Kerzen herausschrauben, den Schlamm mit dem Anlasser herausblasen und mit viel Kriechöl nachspülen.
Ohne Fahrzeug ging es nicht und ich hatte auch keine Alternative. Es musste ohne weitere Zerlege- und Reinigungsarbeiten weitergehen. Dass der Schlamm und das Kriechöl dem Motor nicht gut tun, war klar. Und viele hunderte Kilometer später während der Heimfahrt auf der Autobahn kam, was kommen musste. Die Kurbelwelle ist gebrochen, der gesamte Rumpfmotor war zerstört.
Und so verweilt sie bis heute in Einzelteilen im Keller und wartet auf die Wiederauferstehung.

Mit dem während zweier Auslandseinsätze gesparten Geld konnte ich 2009 schließlich das Motorrad kaufen, dass - wie es Markus Theobald in Bechthal einmal zu mir sagte - für genau so Typen wie mich gebaut wurde. Eine BMW HP2 Enduro. Dieses Motorrad hatte nicht nur deutlich mehr Motorleistung, es hatte auch ein zeitgemäßes Fahrwerk und deutlich geringeres Gewicht. Meine Offroad-Geschichte auf BMW Boxer konnte ich also fortschreiben.

Die HP2 ist ein tolles Motorrad. Für schweres Gelände in dieser Gewichtsklasse aus meiner Sicht ultimativ. Für Langstrecken- und Urlaubsfahrten bekam sie den größeren Tank von HPN. Ansonsten war nicht viel zu verändern. Das Klappern der Gabel verschwand irgendwann und das Luftfederbein war on- und vor allem offroad genial! Es sprach so feinfühlig an, dass das zum endurofahren übermäßige Leistungsangebot des 1200er Boxers auf jedem Untergrund umgestetzt werden konnte. Erst nach einem Bruch des Federbeines nach immerhin 100.000 Km musste ich es gegen ein Öhlins Federbein tauschen, da es das Luftfederbein als Ersatzteil nicht mehr gab.

So toll die HP2 auch ist und so viel Spaß sie im Gelände auch macht, meinen Traum von der hohen und breiten Rallyemaschine konnte sie nicht erfüllen. Aber ich war und bin sehr zufrieden mit ihr und damit, dass ich dem Endurosport weiter nachgehen konnte.
Man kann ja nicht Alles haben, habe ich mir gesagt und mein Traum von einer HPN Rallye-GS blieb ein Traum.

Und dann kamen plötzlich Glück und Zufall in wunderbarer Weise zusammen und mein lang gehegter Traum wurde völlig unerwartet Wirklichkeit. Bevor ich in einen weiteren Auslandseinsatz ging, brachte mich der nette Nachbar vom kleinen Lädchen "Um´s Eck" darauf, doch ein Lotto-Abo abzuschließen. Ich lies mich darauf ein. In der dritten Woche fern der Heimat checkte ich die Lottozahlen und konnte es nicht fassen: 5 Richtige + Zusatzzahl! Das gibt´s doch gar nicht!
Nachdem die Quote der Gewinnklasse bekannt war, überlegte ich nicht lange, wofür ich meinen Gewinn einsetzen werde - eine HPN! Für manche mag das total unvernünftig klingen, aber hey, man lebt nur ein mal und ich hatte mir so ein Motorrad schon so lange gewünscht!

Noch während des Einsatzes rief ich bei HPN an. Klaus Pepperl holte mich allerdings recht schnell auf den Boden der Tatsachen zurück. Für einen Neuaufbau reichten die 5 Richtigen dann doch nicht. Er sagte mir, ich solle nach einer gebrauchten 247E schauen, Zustand egal, die ich dann als Basisfahrzeug für den Umbau anliefern solle. Und dann bräuchte ich ca. zwei Jahre Geduld.
Na gut, sagte ich mir. Jetzt hab ich so lange gewartet, jetzt kommt es auf zwei Jahre auch nicht an. Immerhin wurde eine HPN-Rallyesport jetzt real greifbar.

Meine Suche nach einer BMW R80/100 im Internet verlief unerwartet überraschend. Auf Motoscout stolperte ich über ein Angebot:
R100 GS HPN Umbaunummer 423, Umbau zur Rallyesport mit 1100er Schwinge und Öhlins-Gabel. Genau das, was ich wollte. Und dann auch noch nur zwei Ortschaften von meinem Wohnort entfernt. Was für ein unglaublicher Zufall! Den Anbieter kannte ich sogar und rief Rolf noch am gleichen Tag an. Die Basis stimmte zu 100%, über den Preis waren wir uns schnell einig und für die Herstellung der von mir gewünschten Optik blieb auch noch genug Geld übrig. Und das Ganze auch noch ohne lange Wartezeit.

GLÜCK MUSS MAN MANCHMAL EBEN AUCH HABEN!

Schritt für Schritt habe ich dann in den letzte 5 Jahren mein Wunschmotorrad auf die Räder gestellt. Großer HPN-Tank, Rallyeverkleidung und Rallyecockpit, eine an den Werksrennern von ´99 angelehnte Lackierung, zuletzt eine geschweißte Schwinge, ein 18 Zoll Hinterrad und eine Einzelsitzbank mit Echtlederbezug.
Und so sieht sie nun aus...

Dieses Schmuckstück zu fahren macht einfach nur Spaß. Gehegt und gepflegt durfte sie mich bei Sonnenschein über die Schwäbische Alb tragen. Für harte Offroad-Touren war sie mir viel zu schade. Dann habe ich sie in Kroatien mal über Schotterpisten fliegen lassen und dabei festgestellt, dass das Fahrwerk auf losem Untergrund eine Wucht ist. Gabel und Federbein bügeln alles glatt und der Rahmen lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Ok, das war eigentlich auch zu erwarten.
Letztes Jahr hatte ich mir dann Roadbooktouren in Korsika mit ihr vorgenommen und war tatsächlich überrascht, wie leicht sich dieses Dickschiff auch in schwererem, felsigem Gelände bewegen lässt.

Da war es wieder, größer denn je, das Gefühl ein wirkliches Rallyemotorrad zu fahren. Und wieder packte mich die Lust am Langstreckenrallyesport und meine Sehnsucht nach einer solchen Erfahrung, wenn ich mir die Berichterstattung zur Rallye Dakar anschaue.

Wie es weitergeht? - Der Bericht über das Gibraltar Race folgt...

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Bester Laune rolle ich als erster Fahrer zum Start der 10. Etappe in Barbastro, Spanien. Nach heißen Tagen mit über 40°C in Südfrankreich ist die Temperatur wieder angenehmer geworden. Die Etappe ist ungewohnt kurz, nur 375 Km. Davon 185 Km in sechs Wertungsprüfungen offroad auf abwechslungsreichen und interessanten Strecken mit viel Anspruch in der Navigation. Meine gute Laune hat einen Grund: Seit 5 Etappen liege ich in Führung. Mit 2485 Strafpunkten habe ich 2208 Punkte Vorsprung auf den zweitplatzierten Allen Alistair mit 4693 Strafpunkten. Und es sind nur noch 4 Tagesetappen bis zum Ziel in Fisterra. Allen Alistair kenne ich von der Gibraltar Race 2018. Dieses Jahr hat er die KTM 690 gegen eine BMW HP2 Enduro getauscht und er kann damit ausgezeichnet umgehen, was er durch seine Führung in den ersten 4 Tagesetappen bewiesen hat. Neben ihm sind viele Fahrer aus den letzten Jahren am Start, aber auch viele neue Namen, die für Überraschungen gut sein können. Zu den Bekannten zählen Mark Kinnard - Sieger des Gibraltar Race 2017, der von seiner KTM 690 auf eine EXC500 Rally gewechselt hat. Bob Coerse - seine KTM 660 Rally Replica, mit der er an der "Paris-Dakar-Rallye" 2007 und der Transorientalerallye 2008 teilgenommen hat, steht in seinem Wohnzimmer. Dieses Jahr ist er auf einer Husqvarna 501 Rally am Start. Renato Zocchi - ebenfalls ein "Dakar-Rallye" erfahrener Pilot treibt wieder einen Honda X-Adv durch Europa und Dave Ouwehand - im letzten Jahr 2. der Klasse 1 - ist wieder auf seiner BMW R1200 GS Rally unterwegs. Neben vielen weiteren wiederholt am Gibraltar Race Teilnehmenden sind aber auch neue Gesichter mit bekannten Namen und viel Erfahrung in der Startaufstellung. Darunter zum Beispiel Ugo Filosa, der in der 2-Zylinderklasse mit großem Erfolg an verschiedenen Rallyes teilgenommen hat, und Mirco Bettini, Reise- und Rallyeerfahren in Europa, Afrika und Südamerika. Kaum wahrgenommen wurde allerdings einer der größten Favoriten, der vornehm zurückhaltende Edwin Straver - Sieger der MaleMoto-Klasse der "Dakar-Rallye" 2019! Mit dementsprechendem Respekt aber auch einer großen Portion Vorfreude brach ich am 19. Juni mit meiner wieder voll beladenen HPN BMW R100 GS Rallyesport auf zum Startort Danzig. Wie ich reisten einige wenige der insgesamt im Ranking geführten 75 Teilnehmer aus 18 Nationen - von Island bis Australien - ebenfalls auf Achse an. Der größte Teil der Fahrer stützte sich auf professionell ausgesattete Rallyeteams ab.
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Welche Leidenschaften und Träume habe ich, wie haben sie sich entwickelt und wie sind Träume in Erfüllung gegangen.
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